Chattet ohne unterlass

… „beharrlich im Gebet“…

An diesem Sonntag feiern wir den Sonntag „ROGATE“ – übersetzt: Betet!

Es geht an diesem Sonntag um das Thema „Gebet“. – Ein, wie ich finde, schwieriges Thema. Klar gehört das Gebet zum evangelischen Gottesdienst dazu; keine Frage… Und das Vaterunser können auch die meisten Christinnen und Christen auswendig mitsprechen; aber selbst beten? – Das ist so eine Sache…

Mit kommt dabei sofort ein Wort aus dem Römerbrief in den Sinn.
Dort heißt es in Römer 12,12:
„Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“

Paulus kommt – wie auch an anderen Stellen in seinen Schriften – immer wieder auf das Gebet zu sprechen: „seid beharrlich im Gebet“…

Paulus ist es offenbar wichtig zu betonen, dass die Häufigkeit des Gebets für ihn von besonderer Bedeutung ist. Denn sonst hätte er auch schreiben können: betet…
Aber er schreibt: „Betet ohne Unterlass“ oder „Hört nicht auf zu beten“ wie andere Bibeln übersetzen.

Es geht Paulus offenbar darum, dass die Menschen immerwährend in Kontakt mit Gott bleiben und ihn immer wieder ansprechen.

Aber warum? Reicht es nicht, Gott einmal alles zu sagen und dann weiß er es und gut ist es?!

Darüber haben wir in einem Bibelkreis der Gemeinde nachgedacht und ein Gedanke hat mich besonders berührt:
Vielleicht will Gott, dass wir mit ihm ständig im Austausch sind, so wie wir mit guten Freundinnen und Freunden im ständigen Austausch sind.

Denn je öfter ich mit derselben Freundin telefoniere, um so detaillierter wird unser Gespräch:
Telefoniere ich nur selten mit einer Freundin, dann erzähle ich von den großen und vermeintlich „wichtigen“ Dingen in meinem Leben: ein paar Sätze von meinem Beruf.. den Kindern, den geplanten Vorhaben der nächsten Monate…

Aber telefoniere ich regelmäßig mit einer Freundin, dann kann ich viel mehr ins Detail meiner Erzählung gehen. Denn das „große Ganze“ kennt meine Freundin ja schon; ich kann ihr deshalb ganz genau von einer bestimmten Begegnung erzählen oder einer familiären Begebenheit oder was ich morgen alles vorhabe. Sie weiß so gut über mein Leben Bescheid, dass sie auch kleine Informationen einsortieren und verarbeiten kann…
Und so ist das auch mit dem Gebet: je öfter ich mich an Gott wende, desto besser weiß Gott über mein Leben Bescheid und desto detaillierter kann ich ihm von allem erzählen: von meinen Freuden und meinen Sorgen, meinen Erfolgen und meinem Scheitern, von meinen Ängsten und meinen Wünschen…

Und so verstehe ich auch das Wort aus dem Römerbrief auch nochmal ganz neu:
„Bleibe beharrlich im Gebet“.


Pfarrerin Lena Heucher-Baßfeld