Suchet der Stadt bestes – Jugendliche erwünscht

Die Welt ist ein merkwürdiger Ort!

Urbaner Raum – ist in der Siedlungsgeographie in Abgrenzung zum nicht besiedelten Raum vorrangig ein städtisch besiedelter Raum. Hier arbeiten und leben wir,  hier verbringen wir unsere Zeit und begegnen einander.
Nur im Urbanem Raum möchten wir nicht jeden Zeitgenossen haben.

So berichtet die NW (hier zum Nachlesen Klick mich ) über eine Ortschaft auf dem Land. Hier gibt es Ärger mit Jugendlichen, die sich an einem ehemaligen Gemeindehaus treffen. Sie sind laut, hinterlassen Müll und zerstören Zäune usw. Da es ein selbst gewählter, von der Allgemeinheit nicht zur Verfügung gestellter Raum ist, wird es als informeller Treffpunkt bezeichnet. Und das geht natürlich nicht. Sie sollen dort weg. Da sind sich Anwohner und Ortspfarrer einig.

Fast zur gleichen Zeit erzählt ein Pfarrer in der wöchentlichen Zeitungs-Andacht, dass er an seinem Gemeindehaus mitten in der Stadt (urbaner Raum) ähnliche Probleme mit Jugendlichen hat (hier zum Nachlesen Klick mich ). Es würde diese gerne auch von diesem Ort verbannen. Sieht aber das Problem, dass sie dann an einem anderem Ort für Unruhe sorgen würden. Also ist es immer noch besser, die Jugendlichen am Gemeindehaus zu ertragen, als sie anderen zu muten zu müssen. Besser nichts tun,  als etwas Falsches oder gar Böses.

In Rahden haben wir ähnliche Erfahrungen gemacht. Zu bestimmten Zeiten sind Jugendliche eingeladen ins Gemeindehaus zu kommen. Wir nennen es Offene Tür. Dann ist auch immer jemand da, der die Aufsicht und Verantwortung für Lärm, Müll und Zerstörung übernimmt. Aber in der Nacht oder am Wochenende ist das Gemeindehaus geschlossen und niemand da, der Verantwortung übernimmt.
Aber die Jugendlichen kommen. Denn sie leben in diesem Urbanen Raum. Lassen sich nicht einfach in die Wüste schicken. Sie machen aus dem formellen Jugend-Treffpunkt (offizielle Öffnungszeiten) einfach einen informellen Jugend-Treffpunkt. Und wir haben den Ärger mit den Anwohnern.
Aber wir haben eine Lösung gefunden. Wir haben eine Sitzbank organisiert, lassen das offen WLAN Tag und Nacht an und begrüßen es, wenn Jugendliche Abends und am Wochenende sich am Gemeindehaus treffen. Den zu diesen Zeiten ist es im Gemeindehaus totenstill, kein Leben, toter Raum. Und draußen sorgen Jugendliche zu dieser Zeit mit ihrem zu viel an Leben, dass toter Raum bewohnt wird. Natürlich machen sie Lärm, Müll und zerstören. Und wir haben auch den Ärger. Aber den hatten wir vorher auch. Aber wir akzeptieren die Bedürfnisse von Jugendlichen und gewähren ihnen im Urbanen Raum ihr Recht. Eigentlich nicht viel. Aber mehr wollen sie auch nicht.

 Stadtentwicklungsprojekte müssen daher auch immer auch die Rechte der informell dort lebenden Bevölkerung anerkennen.

 

 

 

Situation in Lübbecke am Gemeindehaus

Worte der Besinnung von Pfarrer Eberhard Helling

Keine allgemeinen Weisheiten bitte! Aber es gibt eine Regel, die der Apostel Pauls formuliert hat – ich denke, die gilt wirklich immer. Sie lautet: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem!“ Paulus gewinnt diesen Satz gegen Ende seines Briefes an die Römer nach einem langen Anlauf. Bevor er diesen Satz schreibt, hat er ausführlich die Geschichte Gottes mit uns Menschen geschildert, das Ringen Gottes um jeden Einzelnen; dieses Ringen um uns Menschen verlangt von Gott einiges ab – sein Liebstes, seinen Sohn, Jesus Christus. Aber mit Jesus Christus hat Gott genau das geschafft, was Paulus uns Menschen nahe legt: Gott hat das Böse in dieser Welt mit dem Guten, dem Besten überwunden, was er zu bieten hat – mit seinem Sohn und seiner Auferstehung von den Toten.

Alles schön und gut – aber eben halt nur Kirchentheorie, Wortgeklimper ohne praktischen Nutzen?! So höre ich schon die Einwände. Aber ich will Ihnen ein Beispiel nennen, an dem ich selbst noch herumkaue, an dem mir aber die Wahrheit dieses Satzes klar wird.

Fast an jedem Freitagabend, wenn ich in unser Gemeindehaus gehe, sitzen auf dem Mauervorsprung vor dem Gemeindehaus unter der Überdachung Jugendliche und trinken Bier, Wodka vermischt mit süßen Getränken, sie rauchen – und am Ende des Abends liegen die Kippen um den Eingang herum, die Splitter von zerbrochenen Bierflaschen verteilen sich über die Treppen vor dem Gemeindehaus. Und natürlich können wir dies alles am nächsten Morgen wegfegen.

Mich ärgert nicht nur die Frechheit und Dreistigkeit der Jugendlichen. Mit ihnen zu reden, sie wegzuschicken, sie auszuschimpfen bringt in der Regel gar nichts. Sie gehen dann anderswo hin, pöbeln weiter und unter dem Vordach des Gemeindehauses werden sie bei Regen wenigstens nicht nass.

Aber ich frage mich: haben diese Jugendlichen, die zwischen 15 und 19 Jahre alt sein mögen keine Eltern, die sich um sie kümmern? Gibt es keine anderen Sachen, mit denen sie ihre Freizeit verbringen können? In unseren Jugendzentrum am Markt sind zu dieser Zeit Gruppen, die verschiedene Computerspiele ausprobieren – warum ist das nichts für diese Jugendlichen, die sich dann voll laufen lassen?! Ich bin in der Tat ziemlich hilflos und ich weiß nur, dass mit Wegschicken oder Weggucken nichts gewonnen ist. Ich hab es schon probiert – das bringt nichts. Ich kann nur hoffen, dass wir einmal zu einer sinnvoll Lösung kommen, dass wir sinnvoll diesen Jugendlichen begegnen können. Wie? Ich weiß es im Moment nicht – ich weiß nur, dass Paulus recht hat: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, – lass dich vom Anpöbeln nicht anstecken, lass deine Hilflosigkeit nicht in einem aggressiven Wortschwall raus … überwinde es mit Gutem!“ Worin das Gute in dieser Sache genau besteht? Ich weiß im Moment nicht! Ich hoffe, wir können uns mit vielen, die das auch betrifft, darüber verständigen.

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Eberhard Helling, Pfarrer in Lübbecke

Situation in Stemwede

Bericht aus t24

Jugendliche sorgen in Stemwede-Dielingen für Ärger bei Eltern und Anwohner. Im Bereich des ehemaligen Gemeindehauses und des Spielplatzes, der erst im Juni eröffnet wurde, treiben mehrere Jugendliche ihr Unwesen .

Sie fallen vor allem durch Verschmutzungen, Lärm und Bedrohungen auf – und das ebenfalls bereits seit Jahren. Damit soll jetzt endlich Schluss sein! Ein entsprechender Bürgerantrag soll bald in einer Ratssitzung diskutiert werden.

In dem Antrag wird ein Ort gefordert, an dem sich die Jugendlichen, die nicht nur aus der eigenen Gemeinde kommen sollen, “außerhalb des bewohnten Gebietes” treffen können, wie es in der Neuen Westfälischenheißt.

Pfarrer Michael Beening kennt die Sorgen seiner Gemeinde-Mitglieder. Schon mehrfach hätten sie sich per Mail oder Telefon an die Gemeindeverwaltung, das Ordnungsamt und auch die Polizei gewendet – bisher ohne Erfolg, “da alle Verantwortlichen mit der Situation überfordert zu sein scheinen.”

Vor allem seitdem der neue Spielplatz am Koppelweg ist, habe sich die Situation verschärft, so der Geistliche. Anstelle von Kindern, für die der Platz gedacht ist, zieht er Jugendliche quasi magisch an.

Um Abhilfe zu schaffen, soll der zu niedrige Zaun “deutlich erhöht” werden. Für mehr Sicherheit soll zudem ein abschließbares Schiebetor sorgen, das das vorhandene Schlupftor ersetzt. “Durch einen hohen Zaun und feste Öffnungs- und Schließzeiten” könnten die Treffen der Jugendlichen unterbunden werden.

Und auch die beleuchtete Bushaltestelle, die als Treffpunkt dient, soll einer “reine[n] Einstiegshaltestelle” weichen, wenn es nach den Bürgern geht.